1. Göttliche Fügung


    Datum: 25.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Baustelle gefragt, aber du hast mir keine Antwort gegeben."
    
    "Du solltest mehr Geduld haben", antworte ich gespielt tadelnd.
    
    Werner, der sofort versteht, dass ich mir einen Spaß erlaube grinst mich an. Er scheint ein heller Kopf zu sein. Er beobachtet genau und checkt sofort.
    
    "Werner, die Frau Pasto hat mir gesagt, du würdest gerne Jura studieren."
    
    "Das wird wohl immer mein Traum bleiben. Ich muss mithelfen, damit meine Familie über die Runden kommt", antwortet er.
    
    Ich höre deutlich heraus, dass ihm das sehr leidtut, dass er aber auch genau weiß, dass er seine Wünsche hinter das Wohl der Familie zurückstellen muss.
    
    "Wenn die Frau Pastor einverstanden ist, rufen wir eine Stiftung ins Leben, die Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen hilft. Sie übernimmt die Verwaltung und ich zahle das Geld ein. Unser erster Schützling wirst du sein. Die Stiftung finanziert dir das Studium und zahlt an deine Mutter das Geld, das du verdienen würdest, wenn du deine Arbeit auf meiner Baustelle wieder aufnehmen würdest. Was sagst du dazu?"
    
    Einen Moment herrscht Schweigen. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Beide schauen mich mit offenem Mund an. Dass es ihnen beiden die Sprache derart verschlagen würde, hätte ich nicht erwartet.
    
    "Das würden Sie tun?", erkundigt sich Werner.
    
    Er sagt das ganz still, so als könne er nicht glauben, was er gehört hat. Seine Augen sind immer noch ungläubig auf mich gerichtet.
    
    "Ist das dein Ernst?", will auch Jenny ...
    ... wissen.
    
    "Natürlich ist es mein Ernst", bestätige ich. "Du allein verwaltest die Gelder, du allein entscheidest wer unterstützt wird und wie. Das ist meine Bedingung."
    
    "Ich? Wäre nicht besser, ich unterbreite dir Vorschläge und du entscheidest?"
    
    "Ich möchte, dass du allein das Sagen hast", halte ich dagegen. "Du hat das Herz am rechten Fleck. Ich vertraue deiner Menschenkenntnis."
    
    "Darf ich mir das noch überlegen?"
    
    "Generell schon, nicht was Werner angeht."
    
    "Ja, ja, generell. Das mit Werner machen wir. Wenn du es willst."
    
    "Ich will es", antworte ich lächelnd.
    
    "Noch nie hat mich ein Mann in so kurzer Zeit so oft überrascht", meint Jenny. "Danke!"
    
    "Wofür?"
    
    "Dass du mich angehört und ernst genommen hast."
    
    Ich lehne mich zu ihr hinüber und umarme sie. Ich kann nicht anders. Ihr aber scheint es nicht anders zu ergehen. Auch sie drückt mich an sich. Ich fühle eine Vertrautheit, wie ich sie noch nie derart intensiv empfunden habe.
    
    "Ihr seid ein nettes Paar", meint Werner.
    
    Erschrocken lösen wir uns voneinander und schauen uns gegenseitig an. Er hat das ausgesprochen, worum wir uns schon seit gestern herumdrücken. Ich schaue Jenny an. Auch sie weiß nicht, was sie auf diese Frage antworten soll.
    
    "Wir sind doch kein Paar", meint sie schließlich. Allerdings ist es, so wie sie es sagt, wenig überzeugend. Zudem kommt die Antwort zu spät.
    
    "Ihr seid alt genug, Ihr müsst wissen, was Ihr tut", hält Werner dagegen.
    
    "Jetzt sei nicht so vorlaut", tadelt Jenny ihn ...
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