1. Göttliche Fügung


    Datum: 25.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... nach Hause?"
    
    "Wohin sonst?"
    
    "Dann reden die Leute doch erstrecht."
    
    "Ich warte im Wagen", biete ich an. "Sie können aber gerne so bleiben, wie Sie sind. Ich hätte daran wirklich nichts auszusetzen. Wir sind doch unter uns."
    
    Die Frau Pastor schaut mich überlegend an. Ich finde sie einfach zum Anbeißen. Vor allem ihre Schüchternheit spricht mich unglaublich an - abgesehen von ihrer einnehmenden Erscheinung natürlich. Ich frage mich, ob sie als Pastorin nicht auch Durchsetzungsvermögen braucht. Das passt nicht ganz zusammen. Mir kommt ihr Verhalten irgendwie sonderbar vor. Aber es kann schon sein, dass sie mit ihrer schüchternen Art und Beharrlichkeit genauso ans Ziel kommt. Das würde sicher besser zu einer Pastorin passen als Arroganz.
    
    "Das ist doch zu salopp", wehrt sie ab. Dabei macht sie eine Handbewegung, um auf ihre Kleidung zu zeigen.
    
    "Mir nicht."
    
    "Sie sind doch sicher Frauen gewöhnt, die stets top gekleidete sind."
    
    "Kann es sein, dass Sie mich für einen Snob halten?"
    
    "Herr Bodener, Sie in Ihrer Position."
    
    "Ich in meiner Position? Sehen Sie, genau diesem Vorurteil begegne ich immer wieder."
    
    Erneut wird sie etwas rot. Als mir bewusst wird, dass sie Pastorin ist und vor mir rot wird, finde ich das lustig. Ihre Unsicherheit ist ungewöhnlich. Kann es sein, dass ich ihr gefalle?
    
    "Was grinsen Sie?"
    
    "Nur so", wiegle ich ab. "Was ist nun?"
    
    "Na gut, dann gehen wir. Aber bitte wählen Sie kein superschickes Lokal aus."
    
    ---
    
    Während wir ...
    ... mit dem Lift in die Tiefgarage fahren, überlege ich, wohin ich sie ausführen könnten. Da fällt mir ein Geheimtipp ein. Man isst super, aber es ist noch nicht die angesagte Location bei jenen Leuten, die sich auf ihren Reichtum oder ihren Status etwas einbilden.
    
    "Hätten Sie Lust, zum Starnberger See zu fahren?"
    
    "Zum Starnberger See?", wiederholt sie. "Ist das nicht etwas weit?"
    
    "Wir fahren mit einem Elektroauto."
    
    "Ich meine vor allem, wegen der Zeit."
    
    "Ich muss erst morgen früh um 8 Uhr wieder im Büro sein", erwidere ich. "Und Sie?"
    
    "Ich habe Gottesdienst um 7 Uhr", dabei kichert sie etwas verlegen.
    
    "Gut, das ist machbar."
    
    Wir haben die Garage erreicht und ich öffne ihr galant die Beifahrertür meines Wagens. Es ist ein BMW I3.
    
    "Das hätte ich nicht gedacht", meint sie.
    
    "Was?"
    
    "Dass Sie ein so kleines Auto fahren."
    
    "Ich fürchte, Sie haben eine völlig falsche Vorstellung von mir."
    
    "Naja, was das Auto angeht schon."
    
    Ich schließe die Beifahrertür und eile zur Fahrerseite. Als ich sitze und losfahre, werfe ihr ihr noch einen Blick zu, ob alles in Ordnung ist. Die Frau Pastorin lächelt.
    
    "Sie leiten ein Multimillionenunternehmen, sind reich, sitzen in Ihrem Turm aus Glas und Stahl und schauen auf die Leute herab."
    
    "Diesen Eindruck mache ich auf Sie?"
    
    "Nun ja, nicht Sie direkt", antwortet sie. "Man braucht aber nur ihr Bürogebäude zu betreten. Alles ist darauf ausgerichtet, andere Menschen zu beeindrucken. Selbst ihre Couch im Büro ist ...
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