1. Göttliche Fügung


    Datum: 25.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Wir haben Zeit", antworte ich und lache. Sie schlägt mich mit meinen eigenen Waffen. "Ich war Zwanzig, als meine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen."
    
    "Das tut mir aber leid", meint Jenny. "War sicher eine sehr schwere Zeit für dich."
    
    "Das war es. Ich hatte aber so gut wie keine Zeit zum Trauern. Bereits am Tag nach der Beerdigung hat mich der Notar meiner Eltern aufgesucht und wollte mich dazu überreden, das Unternehmen zu verkaufen."
    
    "War vermutlich kein schlecht gemeinter Rat."
    
    "Er wollte an Holländer verkaufen. Diese hätten das Unternehmen zerschlagen und nur die Aufträge übernommen. Die Mitarbeiter wären - bis auf ganz wenige Ausnahmen - entlassen worden."
    
    "Das wolltest du nicht?"
    
    "Für mich kam das nicht in Frage. Mein Vater hat mir beigebracht, dass man als Unternehmer für seine Mitarbeiter Verantwortung trägt. Ein Verkauf hätte deshalb für mich bedeutet, sie im Stich zu lassen. Das wäre einem Verrat an den Prinzipien meines Vaters gleichgekommen. Das konnte ich nicht."
    
    "Ein Bauunternehmer mit Gewissen?"
    
    "Die Frage ist ganz einfach: zählt das schnelle Geld oder hat das Unternehmen ein sicheres Fundament, um eventuell auch schwierige Zeiten zu überstehen?"
    
    "Du hast dich nicht für das schnelle Geld entschieden?"
    
    "Ich habe mein Studium hingeschmissen und die Leitung des Unternehmens übernommen."
    
    "Das war sicher nicht einfach."
    
    "Was es ganz bestimmt nicht. Ich musste viel Lehrgeld zahlen, aber am Ende habe ich es ...
    ... geschafft."
    
    "Deshalb deine Anspielung darauf, dass du wenig Zeit für Frauen hattest."
    
    "Das war sicher auch ein Grund. Kann aber sein, dass ich einfach zu wählerisch bin."
    
    "Je mehr ich dich kennenlerne, umso mehr vertraue ich darauf, dass mein Anliegen wegen Werner bei dir in guten Händen ist."
    
    "Warum das?"
    
    "Du bist ein Mann mit Werten. Im Grunde bist du Werner nicht unähnlich. Er hat sich für seine Familie aufgeopfert, du dich für die Mitarbeiter deines Betriebes."
    
    "Ich glaube nicht, dass die Mitarbeiter es so sehen. Ich bin der reiche Unternehmer und sie sind nach wie vor die ausgebeutete Arbeiterklasse."
    
    "Ist es wichtig, dass du es weißt oder, dass es die anderen wissen?"
    
    "Du hast ja Recht. Ich habe es für mich und meine Eltern getan. Ich brauche keine Anerkennung."
    
    "Du bist ein toller Kerl", meint Jenny. Sie schaut mich irgendwie verträumt an.
    
    "Wie sieht es denn bei dir aus? Gibt es einen Mann in deinem Leben?"
    
    "Männer gibt es viele in meinem Leben", meint sie schmunzelnd. "Aber es gibt nicht den einen Mann."
    
    "Du bist überzeugter Single?"
    
    "Eher Single wider Willen, würde ich es nennen. In meiner Studentenzeit hatte ich eine relativ feste Beziehung. Wobei das vom Standpunkt abhängt. Für ihn war es weniger fest, für mich dafür umso mehr."
    
    "Das tut mir leid."
    
    "Mein Gott, ich war eben noch sehr naiv, was Männer angeht. Natürlich habe ich als angehende Theologin an die einzige große Liebe geglaubt. Dass es auch Windhunde unter den Männern gibt, ...
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