1. Die Ratte


    Datum: 08.10.2022, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... gleichgültig. Ich zerschnitt den Krautwickel, spießte die Blätter und das schmackhafte Innere, von dem ich nict wusste, dass es Fleisch war, auf und dachte dabei immer an ihn.
    
    ‚Was ist das denn für einer? Aber nett und freundlich ist er, so ein Lieber.’
    
    Endlich kam er doch wieder zurück. Er balancierte eine große Blechschüssel mit dampfend warmem Wasser, in der auch ein Waschlappen schwamm. Über der Schulter trug er ein frisches großes Handtuch und zwischen den Zähnen den Griff einer großen Akkulampe.
    
    „So“, sagte er, „fürs Erste muss das schon mal reichen.
    
    Ich gehe dann auch gleich wieder, ja?“
    
    „Nein, bitte nicht!“ sagte ich. „Bitte nicht gleich wieder gehen.“
    
    „Aber, du willst dich doch waschen. Und du hast nichts an, da unter deiner Decke. Wenn sich meine große Schwester so gewaschen hat, bei uns zu Hause, dann hat mir meine Mutter immer Geld fürs Kino gegeben, damit ich auch so bald nicht wieder heim kam.“
    
    Er lächelte dabei schelmisch. ‚Ach, sieht das süß aus, bei ihm!’
    
    Da musste ich auch zuerst einmal lachen. „Ist ja lustig. Aber verpasst hast du da wirklich nichts. Ich bin ja auch nicht deine Schwester und gesehen hast du doch bei mir vorhin auch schon fast alles.
    
    War denn da was Besonderes, oder gar etwas Böses? Findest du mich so hässlich? Du kannst gerne bleiben. Ich habe sonst Angst. Es knarrt immer so laut und so fürchterlich hier im Boot. Da erschrecke ich jedes Mal.“
    
    „Das tut man doch aber nicht, das ist ungezogen und eine Sünde. ...
    ... Das müsste ich am Samstag ja dann gleich dem Beichtvater erzählen, und das willst du doch auch nicht.“
    
    „Ach, das musst du gar keinem erzählen. Aber weißt du, was an dir ungezogen ist?“
    
    „Ungezogen? An mir?“
    
    „Ja, an dir. Du hast dich noch gar nicht vorgestellt. Wie heißt du eigentlich und wie alt bist du?“
    
    „Oh, Verzeihung! Ich heiße Luigi, bin siebzehn Jahre alt und komme aus Riva del Garda am Gardasee. Ich bin mit meinem Onkel hier nur zur Regatta und bewache seine Libera, bis übermorgen das Rennen beginnt. Sonst wohne ich in Innsbruck, weil ich gut Deutsch lernen soll.“
    
    „Deutsch kannst du ja wirklich gut, fast besser als ich. Und wenn du 17 bist, dann bist du ja fast ein Jahr älter als ich. Dann könntest du ja schon fast mein Baro sein, mein Herr und Meister, dem ich zu dienen und gehorchen habe.“
    
    Luigi schaute immer noch verschämt zur Tür hin. Ich hatte mir inzwischen schon das Gesicht, den Hals, die Brüste und die Arme mit dem herrlich weichen warmen Wasser gewaschen.
    
    Jetzt hatte ich ein Problem.
    
    „Luigi, könntest du mir bitte den Rücken waschen? Ich komme da nicht richtig ran. Ich drehe dir auch nur den Rücken zu. Das ist doch bestimmt nicht schlimm. Bitte, Luigi.“
    
    ‚Was treibe ich da nur für ein Spiel’, dachte ich bei mir. ‚Woher kenne ich denn überhaupt dieses Spiel, das mich vor Erwartung so zittern lässt?
    
    Und diesmal war es alles Andere, als Kälte oder gar Angst. Ganz anders war es. Ich glühte am gesamten Körper und im Kopf vor freudiger ...
«12...4567»