Concepcion
Datum: 05.09.2023,
Kategorien:
Hausfrauen
Autor: byEirischYB
(SoR 24)
Es ist immer eine willkommene Abwechslung zum Unterricht, in der großen Pause Fußball zu spielen. Eigentlich sollte jede Pause eine große sein. Das wäre gut. Allerdings dürfte dafür die Schule nicht länger dauern. Die kleinen Pausen müssten sich sozusagen in die nachfolgende Unterrichtsstunde hinein ausdehnen.
Ein kleiner gelber alter Tennisball dient als Spielgerät. Das Tor ist die halbhohe Mauer, die den Pausenhof von der Außenwelt trennt. Die Pfosten werden mit zwei Jacken, Taschen oder sonst was abgesteckt. Was eben da ist. Dann werden zwei Mannschaften ausgelost. Einer bleibt immer über und muss den Torwart machen. Der ist natürlich neutral. Es findet sich auch immer ein Freiwilliger. Ich schieße zwar lieber Tore, mache aber ab und zu auch den Torwart. Macht auch Spaß. Vor allem, wenn man trotzdem ´richtig` mitspielt. Das stört zwar den einen oder anderen, wenn ich sehr weit rauslaufe -„Ey, der Torwart darf das nicht!" --, aber das macht nix. Heute steht ein anderer im Kasten. Ich bin super drauf und mache viele Tore. Da ich sowieso besser bin als die meisten, muss ich auch nicht viel abspielen. Das würde unser Team nur schwächen. Spätestens wenn ich ein Tor mache, sind wegen meines Eigensinns meine Mitspieler auch wieder einigermaßen besänftigt. Was sollen sie auch sagen: Spiel zu mir, damit ich den Ball vertändele? Tz, tz!
Wenn der Pausengong erschallt, bin ich so ziemlich immer der letzte, der reingeht. So auch diesmal. Ein bisschen bolze ich noch ...
... die Kugel gegen die Mauer, mal mit Picke, dann Span und dann ohne stoppen nochmal mit Schmackes die Picke. Im hohen Bogen segelt der Ball über die Mauer. Hoppla!
Das passiert schon mal. Ich verfolge den Flug des Balles, damit er nicht verloren geht, da ich nur diesen einen habe. Liegenlassen kann ich ihn jedenfalls nicht, obwohl das Gelände der Schule nicht verlassen werden darf. Es ist schon eine dämliche Regelung. Was soll man denn machen, wenn so was passiert? Der Ball wird doch geklaut!
Den kleinen Tennisball prellend schlendere ins Gebäude zurück. Im Flur mache ich weiter, konzentriert darauf, den Ball immer wieder mit nur einer Hand aufzufangen. Das kann ich eigentlich ziemlich gut, bis ich von hinten geschubst werde und daneben greife.
„Hey!" schreie ich lauthals auf, ohne mich umzudrehen und zu sehen, wer das war. Stattdessen versuche ich erstmal unbeholfen und breitbeinig den schnell hin und her springenden Ball wieder zu fassen. Als ich ihn habe, gucke ich mich um, wer sich Ärger einfangen will. Es ist Rafaela.
„Pass auf!" schimpfe ich, allerdings kleinlauter als gedacht, da ich mich mit der eigentlich nicht streiten will.
Anstatt zu kuschen, richtet sie schnurstracks ihren Zeigefinger auf mich und erwidert biestig: „Pass du auf!"
„Hä? Pass du auf ...", wehre ich mich halbherzig, will aber gewohnheitsmäßig eine Beleidigung dranhängen, „du ...!"
„Ja, WAS!" bellt sie sofort und kommt mir gefährlich nah.
Was ist denn in die gefahren? Ich weiche ...