1. Concepcion


    Datum: 05.09.2023, Kategorien: Hausfrauen Autor: byEirischYB

    ... zurück.
    
    Sie setzt nach und schubst mich beinah bei jedem Wort. „Was? Was-willst-du-sagen, hä? Sag-es!"
    
    Lieber nicht!
    
    „Mit mir nicht, du Kind!" faucht sie.
    
    Mir ist schleierhaft, was in die gefahren ist. Aus irgendeinem Grund habe ich seltsamerweise Bammel vor ihr, obwohl ich das gar nicht müsste. Oder? Immerhin ist sie nicht größer als ich und ich habe schon wesentlich stärkere Mädchen besiegt. Früher in der Orientierungsstufe hat mich mal ein damals mindestens einen Kopf größeres Mädchen ständig angemacht, vielleicht auch einen halben Kopf, wenn wir uns begegneten. Warum auch immer? Die hatte ´nen Schaden. Natürlich habe ich zurückangemacht. Sie hörte aber nicht auf, bis es mir irgendwann zu bunt wurde und ich mit Kloppe drohte. Sie nahm die Herausforderung sofort an. Dann haben wir eben gekämpft und ich habe mit Schwitzkasten gewonnen. Seit dem hielt sie die Klappe. Rafaela in den Schwitzkasten zu nehmen, wäre aber vielleicht keine so gute Idee. Trotzdem will ich mir natürlich keine Blöße geben und sage flapsig: „Man, verzieh dich!"
    
    Wiederum schubst sie mich hart gegen die Schulter.
    
    „Hey!"
    
    „Och, was hat das Baby?"
    
    Ich schürze die Lippen und mache ein gelangweiltes Gesicht, bevor ich mich schnell wegdrehe.
    
    „Man trifft sich immer zweimal im Leben", droht sie noch, bevor ich zügig im Klassenraum verschwinde.
    
    Man, was hat die denn? Trifft sich zweimal ... so ein Blödsinn!
    
    Herr Fritz sitzt bereits am Pult. Ich murmele ein undeutliches ...
    ... „Tschulligung" und rempele zornig Sonja im Vorbeigehen an. „Mach Platz!"
    
    Sie hört und rutscht mit ihrem Stuhl näher an den Tisch heran, obwohl hinter ihr alles frei ist.
    
    „Mal wieder der letzte", versucht der Fritz einen Rüffel, schaut allerdings viel zu nachsichtig. Dabei wackelt er noch so komisch mit dem Oberkörper. Schwuchtelig eben.
    
    „Mein Ball flog über die Mauer", sage ich wahrheitsgemäß und halte den abgewetzten Ball anschaulich hoch.
    
    Herr Fritz stützt sein Kinn auf seine verschränkten Finger und wirkt regelrecht verträumt.
    
    „Ich habe nur diesen einen Ball", erkläre ich weiter.
    
    „Roorie", seufzt er.
    
    „Ja, hier!"
    
    Sein Seufzer wird länger. „Laaass doch mal deinen Ball beiseite."
    
    „Der ist aber wichtig."
    
    Herr Fritz hat heute anscheinend keine Lust auf meine flapsige Art, was sich in der forschen Forderung äußert: „Roorie, was haben wir letzte Stunde unternommen?"
    
    „Wissen sie das nicht mehr?" witzele ich trotzdem weiter.
    
    Bisschen Gelächter.
    
    Fritz´ Augen leuchten trotz meiner großen Klappe. Er versucht den gestrengen Lehrer zu imitieren, was ihm keiner abnimmt. Dafür ist er einfach zu nett. „Roorie, ich möchte gerne, dass du die letzte Stunde wiedergibst."
    
    „Ich hab sie nicht", versichere ich.
    
    Maria kichert.
    
    Ich grinse ihr zu.
    
    Ihr Oberkörper schüttelt sich und sie wischt sich eine Träne aus dem Auge.
    
    „Aber wenn ich sie hätte", erkläre ich großkotzig und erhebe mich, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, „würde ich sie jedem, der will, ...
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