1. Dr. Jekyll und Heidi Teil 05


    Datum: 18.09.2023, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byRomeoReloaded

    ... Schmuckstein beisteuern wollen, aber als hätte sie es geahnt, hatte Heidi bereits selbst einen weißen Seidenschal eng um ihren Hals gebunden. Das Accessoire hatte eine ungeheure erotische Wirkung auf mich, weil es mich gleichzeitig an eine unschuldige Braut in Weiß und an die schamlos geile H mit ihrem Choker erinnerte.
    
    Im letzten Moment wäre mir dann fast noch eine berufliche Videokonferenz dazwischen gekommen, aber ich konnte sie um zwei Stunden nach hinten schieben. Zum Glück, schließlich hatte ich extra den Studenten am Eingang dafür bezahlt, einen bestimmten Zeitraum exklusiv für uns freizuhalten.
    
    Er winkte uns auch gleich zu, als wir den Dom betraten. Heidi bewegte sich im Dom so ehrfürchtig, dass ich schon Angst bekam, ich hätte es mit der Wahl des Ortes übertrieben. Der Weg durch die Stadt hatte ihr sichtlich gefallen, besonders die bewundernden Blicke von allen Seiten. Dass wir immer weiter auf die Stadtmitte zugingen, überraschte sie nicht, aber dass wirklich der Dom unser Ziel war, der heilige Mittelpunkt der Altstadt, war dann doch mehr, als sie erwartet hatte.
    
    „Willst du mich gleich heute heiraten?", fragte sie neckend.
    
    „Nicht ganz. Wir müssen noch einen Moment warten." Ich meinte nicht die Hochzeit, ich meinte den Aufgang zum Turm. Der bestand nämlich nur im unteren Teil aus einem Aufzug, die obersten Stockwerke waren nur über eine enge Treppe zugänglich. Deshalb wurden neue Besucher in kleinen Gruppen nacheinander eingelassen. Die nächste Gruppe ...
    ... würde nur aus uns beiden bestehen, das war meine Abmachung mit dem Studenten an der Kasse. Aber erst musste die letzte Gruppe komplett herunterkommen.
    
    Als Heidi begriff, was ich organisiert hatte, bekam ich dafür einen dicken Kuss. „Über den Dächern der Stadt, halb im Himmel, halb im Dom, das ist der perfekte Ort", schwärmte sie, „du bist wirklich ein Schatz."
    
    Schließlich winkte der Student uns durch. Wir liefen die kurze untere Treppe zum Aufzug hinauf, während die letzten Besucher über die rückwärtige Treppe vom Aufzug zum Ausgang hinabstiegen. Der Aufzug brachte uns bereits in luftige Höhen, eine enge Wendeltreppe führte noch einmal drei Stockwerke höher, dann standen wir in der Aussichtskanzel.
    
    Als wir auf den Balkon hinaustraten, der nur durch ein schmiedeeisernes Geländer begrenzt wurde, flogen zwei Tauben auf. Eine davon war tatsächlich schneeweiß. Heidi hüpfte vor Freude über alles, über diesen Ort, den weiten Blick über die Stadt, die weißen Wolken, die wie riesige Segelschiffe über den blauen Himmel zogen, die flatternde weiße Taube, die jetzt unter uns auf einem Vorsprung landete.
    
    „Das ist so wunderbar", juchzte sie und schlang ihre zarten Arme um meinen Hals, „du bist so wunderbar zu mir, ich kann es gar nicht fassen!" Sie küsste mich mit spitzem Mund, dass ihr Lippenstift auf mich abfärbte.
    
    „Heidi", begann ich, und holte aus der mitgebrachten Tasche die kleine Schatulle hervor. Sofort weiteten sich ihre Augen, auch, weil das Kästchen für einen Ring ...
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