1. Feuer und Wasser


    Datum: 24.01.2024, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byarne54

    ... so langer Zeit nicht anders ergangen. Mit deiner Mutter. Du kanntest ja unser Verhältnis. Mir war es egal, wenn sie mit mir geschimpft hat, Hauptsache ich konnte sie sehen und hören. Als ich die zwei Monate in meiner alten Heimat war, habe ich mich vor Sehnsucht nach ihr fast jeden Abend in den Schlaf geheult. Ich kenne also das Gefühl, wenn dir jemand fehlt und du glaubst, man hätte dir eine Hälfte deines Lebens genommen."
    
    Ramona warf sich an Jürgens Brust, umklammerte ihn und ließ ihren heißen Tränen freien lauf.
    
    "Ja, Papa, du hast so recht. Ich vermisse ihn schon, seit er gefahren ist. Das tut so weh."
    
    "Aber weißt du was? Du wirst ihn wiedersehen und die Freude darauf wird dich die traurigen Momente vergessen lassen. Und wenn er dann da ist, dann schwebst du auf Wolke Sieben."
    
    Er streichelt Mona, seiner neugewonnenen Tochter, über die Wange.
    
    "Lässt du uns jetzt noch ein wenig alleine, mein Schatz? Ich muss mit deiner Mutter noch ausknobeln, wer bei unserem Spiel zuerst das Unentschieden erreicht und will mir noch einige Tricks und Kniffe von ihr zeigen lassen. Und denk dran, wenn sie schreit, dann ist das vor Freude, wenn ich schreie, kannst du ruhig den Notarzt rufen."
    
    Mona lachte und Jürgen hatte alle Hände voll zu tun, sich einer Furie mit Namen Elvira zu erwehren.
    
    Natürlich verlor er im Zweikampf sein Badetuch, erkannte das aber erst, als Mona still an der Badezimmertür stand und dem Geschehen gebannt zuschaute.
    
    Sie bemerkte Jürgens strafenden ...
    ... Blick.
    
    "Ich geh ja schon, Papa, ich will gar nicht Zeuge deiner Niederlage werden. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn kleine Kinder von älteren Damen gequält werden."
    
    Jürgen warf das Badetuch nach ihr und Ramona fing es gekonnt auf. Dann sah sie Jürgen an, stieß einen anerkennenden Pfiff aus und verließ fluchtartig das Bad.
    
    Jürgen lies sich wieder auf der Badematte neben Elvira nieder, die dem Intermezzo der beiden sprachlos zugesehen hatte. Sie lehnte sich nachdenklich an Jürgens Brust und seufzte tief auf.
    
    "Schatz, sag mal, ist dir eigentlich was aufgefallen?"
    
    "Ja, unser Kind wird erwachsen und ist bis über beide Ohren in Boris verliebt."
    
    "Und sonst?"
    
    "Was meinst du?"
    
    "Männer!" Elvira schaute ihn empört an. "Hast du gar nicht mitgekriegt, dass sie Papa zu dir gesagt hat?"
    
    Jürgen saß starr und machte ein ungläubiges Gesicht.
    
    "Oh Gott, nein! Mir schien es wie ein normales Gespräch zwischen Vater und Tochter."
    
    Elvira ging auf die Knie, beugte sich zu ihm und küsste ihn.
    
    "Ich freue mich, dass ihr euch so schnell an die neuen Situation gewöhnt habt und dass sie dich schon als ihren Vater und du sie als deine Tochter ansiehst. Meine Befürchtungen haben sich also nicht bewahrheitet."
    
    Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lehnte sich wieder entspannt an ihn.
    
    So saßen sie eine ganze Weile entspannt da und dachten in sich gekehrt über ihre derzeitige Lage nach. Und beide kamen sie zu einem positiven Ergebnis.
    
    Jürgen betrachtete ...
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