1. Das Bangkok Syndikat 13


    Datum: 14.04.2024, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... nach der Decke, zog sie über ihren und seinen Körper, schloss die Augen und schlief ein. Christians Prüfung musste warten, nicht nur er, auch sie selbst war noch nicht bereit dazu. Zu groß schien ihr das Risiko, dass er sie nicht bestehen könnte.
    
    40. Zweiundzwanzigster Tag, abends, Bangkok
    
    „Hat es ihnen geschmeckt, Maria?"
    
    Die Frau im schwarzen Abendkleid stand vor der ansehnlichen Bibliothek des Anwalts. Vom Klassiker bis zum aktuellen Romanbestseller schien die Bandbreite der literarischen Interessen Dr. Kantanaas breit gefächert zu sein. Die meisten Bände waren in englischer Sprache verfasst, nur wenige Bücher trugen einheimische Schriftzeichen. Der deutschen Juristin war es unangenehm, dass eine Bedienstete die Teller vom Tisch räumte. Der Besitzer dieses üppigen Anwesens schien zwar selbst durchaus in der Lage zu sein, ein schmackhaftes Essen zuzubereiten und anschließend zu zelebrieren, doch die Art, wie er sich vor ihr in Szene setzte, erregte ihr Missfallen.
    
    Doktor Katanaas feine Antennen hatten die Trübung in Marias Stimmung längst bemerkt.
    
    „Ja, danke. Es war sehr gut. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich ihnen eine solche Gabe nicht zugetraut. Nun gut, ich sehe mich um, stelle fest, sie haben Geschmack. Warum also nicht auch auf lukullischem Gebiet?"
    
    Der Gastgeber griff zu einer Fernbedienung und ließ sanfte Jazzmusik erklingen.
    
    „Ist Ihnen das recht, meine Liebe? Nur um diesen schönen Abend mit passender Akustik zu untermalen."
    
    Maria Silami ...
    ... musterte den Thailänder in seinem hellen Anzug und schwarzem Hemd. Er war ansehnlich, charmant, geistreich, wirkte weniger plump, als ihr Maurice. Er versprühte seinen Charme und hinterfragte sie auf sehr einfühlsame und originelle Weise.
    
    Sie musste sich eingestehen, dass dieser Mann eine gewisse Wirkung bei ihr erzielte. Mit erheblichem Unbehagen stellte sie fest, dass sich Gedankenketten in ihrem Kopf bildeten, die dort nicht hingehörten.
    
    „Beinahe könnte man meinen, Herr Kollege, dass sie ein tiefer gehendes Interesse an mir haben."
    
    Doktor Katanaa wich ihrem Blick nicht aus, sah ihr direkt in die Augen.
    
    „Sie meinen, weil ich den Abend mit einer klugen, gut aussehenden Frau genieße und mich über die Kurzweil freue, welche ihr Besuch mir beschert?"
    
    Er lachte in seiner stillen, zurückhaltenden Art.
    
    „Gut. Dann gestehe ich meine Schuld und beantrage die Festlegung des Strafmaßes."
    
    Nun musste auch Maria lachen.
    
    „Ich spüre, dass sie durchaus mit einer Frau umzugehen wissen, mein lieber Herr Doktor Katanaa. Sie wissen genau, wie man sich in Szene setzt, ist es nicht so?"
    
    Der Anwalt lachte dieses Mal, ohne sich dabei zurückzuhalten.
    
    „Ich? Glauben sie mir bitte, Maria, Sie irren sich gewaltig. Meine gescheiterte Ehe ist noch nicht lange geschieden und ich bin noch immer nicht darüber hinweg. Auch wenn sie es sich vielleicht nicht vorstellen können, ich habe meine Frau wirklich aufrichtig geliebt und hadere sehr, das vertraute Familienleben aufgeben zu müssen. ...
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