1. Karibik (2)


    Datum: 03.08.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... das ein Riesenviech! Oh, oh, oooooh! Neiiin, Da, da, da, ihr elenden Biester! Verflucht noch mal! Meinen letzten Ritt stelle ich mir aber doch schon schöner vor.“ (Auch wieder Quatsch. Die letzten sind die schlechtesten, sonst wären es ja nicht die letzten) „Ich mir meinen auch, Demmi. Aber du warst gut, hast schön laut geschrien. Lass mich jetzt sterben, nimm dir den Bootshaken, das ist die lange Stange da mit der eisernen Hakenspitze und stoße das Boot vom Ufer ab, so kräftig du kannst. Wir brauchen so viel wie möglich freies Wasser zwischen dem Ufer und der „Swallow“. Aber vorher musst du noch kräftig an der Leine ziehen, die da um das Steuerrad gewickelt ist, damit sich der Knoten am Pfahl löst.“
    
    Das Trommeln an Land ist plötzlich verstummt. Totenstille.
    
    Haben sie den Fake gefressen? Wir haben jedenfalls keine Sekunde Zeit zu verlieren. Jetzt geht es also los. Ich frage mich, wozu eigentlich die blöde Vögelei da eben gut gewesen sein soll. Aber ich verstehe halt nichts von Voodoo. Und leider auch nichts von der Seefahrt.
    
    Wenn mir Mike einfache klare Anweisungen gibt, dann könnte es trotzdem noch klappen. Ich kapiere ziemlich schnell, wenn ich es mir auch nicht immer gleich anmerken lasse.
    
    Ich habe die „Swallow“ vom Ufer abgestoßen und sie treibt jetzt in die Bucht. „Pass auf Demmi, gehe jetzt ans Steuerrad und drehe den Bug direkt gegen den Wind. Solange sie noch Fahrt hat, musst du dann schnell die Leinen lösen, die vorne und mittschiffs um die Segel ...
    ... gewickelt sind. Ziehe einfach wieder kräftig an der losen Leine, dann geht es von selbst.
    
    Wenn die Segel frei hängen, dann musst du so lange nach Steuerbord, also nach rechts steuern, bis die Segel Wind fassen. Alles Weitere sage ich dir dann.“
    
    Gut. Ich stelle das Steuerrad so ein, dass die „Swallow“ direkt auf den weit entfernten Ausgang der Bucht zutreibt und lege es mit einer Seilschlaufe fest. Dann löse ich die beiden Segel, indem ich an dem herabhängenden Seilende ziehe. Dabei fällt mir zwar fast der hochgezogene Besanbaum auf den Kopf, aber ich kann gerade noch ausweichen. Der geringe aber sehr stetige Wind erfasst sofort die Segel und lässt sie flattern.
    
    „Jetzt schnell ans Steuer, Demmi und leicht nach Steuerbord abdrehen“, ruft Mike, der immer noch auf seiner Totenmanneskiste liegt. Ich tue es und siehe da: die Segel füllen sich mit Wind und drehen sich langsam nach außenbords. „Gut so, halte jetzt diesen Kurs!“ Mike greift jetzt seinerseits nach den Leinen, die er sich zu seiner Kiste geholt hat und zieht so lange daran, bis die Segel aufhören zu flattern. Dann immer weiter, bis sich die „Swallow“ nach der rechten Seite, also nach Steuerbord über legt. Ich kriege erst einmal einen Schreck, weil ich auf dem Deck zur Seite kippe, und danach gleich noch einen, weil ich sehe, dass die „Swallow“ jetzt genau auf das gegenüberliegende Ufer zu fährt. Und dabei nimmt sie langsam, aber stetig immer mehr Fahrt auf. Was, wenn wir dort ans Ufer prallen?
    
    „Demmi, pass jetzt ...