1. Karibik (2)


    Datum: 03.08.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... ganz genau auf! Siehst du vorn den Bugspriet? Das ist der kurze schräge Mast, der nach vorne zeigt. Und dann achte bitte auf die Baumwipfel am Ufer. Die Spitze vom Bugspriet müsste jetzt noch über den Baumwipfeln stehen. Sobald sie aber unter die Baumkronen abtaucht, weil die ja immer näher kommen und scheinbar größer werden, dann rufst du ganz laut „Re!“ und wirfst sofort das Steuer scharf nach links herum, also nach Backbord. Hast du verstanden?“ „Ja, Mike, habe verstanden, aber Angst habe ich auch.“ Musst du nicht, ich kenne die Bucht hier doch ganz genau.“ Mike ist so zuversichtlich, dass es mich ansteckt und beruhigt. Ich suche mir mit meinen nackten Füßen einen Halt auf dem schrägen Deck, halte den Kurs und beobachte die Spitze vom Bugspriet. Dann ist es soweit. Wir sind schon bedrohlich nahe am Ufer, da taucht Die Bugspriet-Spitze unter die Baumkronen.
    
    „Reeee!“ und Steuer herum. Ui! Die „Swallow“ neigt sich so stark nach rechts, dass ich fast ins Wasser falle. Doch Mike hat die Leinen schon locker gelassen und sie richtet sich gleich wieder auf. Die Segel schwingen auf die linke, die Backbordseite und flattern heftig knatternd herum. Mike zieht wieder die Schoten von Focksegel und Besan an und die Segel füllen sich mit Wind. Jetzt fahren wir wieder zurück in Richtung Anlegestelle, aber der Bug zeigt nach schräg rechts davon, gut hundert Meter davon entfernt. „Glückwunsch Käpt`n, das war Ihre erste gelungene Halse. Darauf kannst du stolz sein Demmi! Und jetzt ...
    ... genauso weiter, wir kreuzen jetzt gegen den Wind. Beim nächsten Abtauchen des Bugspriets das Gleiche noch einmal, aber diesmal wieder nach Steuerbord. Hast du das begriffen, Demmi?“ „Klar, Mike, das ist geil! In die Segel, Jungs, wir werden es ihnen zeigen!“ Jetzt bin ich tatsächlich stolz wie eine nackte Spanierin und was das Schönste ist: Die verfluchten Mücken und Wespen sind am Ufer geblieben. Es lebe die Seefahrt!
    
    Nachdem wir die dritte Halse hinter uns haben und wieder in Richtung des alten Ufers fahren, tut sich plötzlich was am Strand. Da laufen Leute herum, schreien und schleppen leichte Boote ans Ufer. Sie haben den Schwindel bemerkt. Jetzt wird es brandgefährlich. Mike hat es auch gesehen und steht von seiner Kiste auf. Jetzt hat es keinen Sinn mehr, dass er den Toten spielt. Jetzt muss er selber ran.
    
    „Es kann knapp werden. Ihre Boote sind auf kurzer Strecke schneller als die „Swallow“. Wir müssen jetzt härter an den Wind gehen, damit wir mehr Fahrt kriegen und schneller aus der Bucht kommen. Pass auf, Demmi, es wird jetzt hart und gefährlich. Halte dich immer gut fest und steuere so, dass der Bug so weit wie möglich gegen den Wind gerichtet bleibt.“ „Und wie merke ich, wenn es weit genug ist?“
    
    „Das wirst du schon selber merken.“ Mike ist jetzt wieder an Deck unten und knotet die zusammen geknüpften Leinen auseinander. Dann legt er sie um kleine Kurbelwinden, die links und rechts an der Reling angebracht sind.
    
    „“Hart an den Wind, Demmi, Steuer nach rechts!“ ...