1. Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II


    Datum: 07.08.2024, Kategorien: Kunst, Autor: nudin

    ... anderes als Natur? Und Sie sind so schön und so anmutig. Das war doch so ästhetisch und so rein, wie Sie dort unten standen. Wie alt sind Sie?“
    
    Mila gab brav Antwort.
    
    „Heute? Herzlichen Glückwunsch, mein Kind, alles Gute! - Wir sind früher hier viel nackig herumgelaufen. Meine Eltern liebten es, und viele Freunde und Bekannte nutzen hier die Freiheit dazu, damals in den zwanziger und dreißiger Jahren. - Nur sehen Sie“, sie tippte auf das Foto, „das trägt man heute natürlich nicht mehr so.“ Und es war klar, dass sie den dunklen Busch im Schoß des jungen Mädchens auf dem Foto meinte. „Momentchen!“ Sie kramte erneut in der Lade und holte ein weiteres Foto hervor. Diesmal war es ein Farbfoto, auch schon etwas verblichen, aber deutlich jünger und schärfer. Darauf lief ein schlankes junges Mädchen fröhlich durch einen Garten, mit wehenden Haaren und gleichermaßen splitternackt wie das auf dem anderen Foto, im Gegensatz zu dieser aber unverkennbar blank im Schoß und durchgehend sommerlich gebräunt. „Meine jüngste Enkelin Nadja.“ Sie drehte das Foto um. „1992. Da war sie neunzehn, so wie Sie jetzt. Ein ganz heißer Sommer. Sie kam so aus einem Urlaub in Südfrankreich wieder. - So schön glatt und rein, das ist einfach viel schöner. – Sie dürfen das Foto von mir behalten, als Andenken.“ Mila bedankte sich artig, und die alte Dame geleitete die vier Besucher hinaus. Zum Abschied meinte sie: „Kommen Sie gern öfter vorbei. Und gern wieder so.“
    
    Mila blieb wie sie war. Was ...
    ... sollte sie nun noch das Kleid anziehen, wo doch alle Besucher sie schon so gesehen hatten und es egal war, ob es noch ein paar mehr wurden. Sie selbst aber hatte noch nicht alles vom Gelände gesehen, und daher ging sie mit Nadine und den Kindern noch eine Weile durch den Park.
    
    Als sie wieder am Ausgangspunkt vor dem Museum waren, fragte Mila: „Und was machen wir jetzt?“ Sie warf einen Blick auf Nadines Armbanduhr. "Halb drei. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Ich soll spätestens gegen sieben Uhr wieder in Weeslow sein, hat Michi gesagt. Und die Fahrt dauert doch nur zwei Stunden.“
    
    „Ich denke, wir verabschieden uns jetzt besser, meine Süße.“
    
    Mila sah sie erschrocken an. „Jetzt schon?“
    
    Nadine versuchte ein Lächeln, aber es wirkte ein wenig schmerzlich. „Ist besser so. Die ganze Zeit möchte ich am liebsten über Dich herfallen, ich kann mich kaum beherrschen. Allein, als Du so unschuldig in dem Atelier herum standest, als würdest Du es selbst nicht mal mehr merken, dass Du nackt bist.“
    
    „Habe ich auch nicht. Die war so nett, die Alte.“
    
    „Aber…“
    
    „Aber…?“
    
    „Besser, ich entwöhne mich mal eine Weile von Dir.“
    
    Mila schaute sie traurig an. „Aber ich würde so gern…“
    
    „Pst! Kein Wort! Die drei Nächte ohne Dich waren schlimm genug. Nur – wenn wir wieder damit anfangen, dann weiß ich nicht, was ich tun soll. – Ich brauche etwas Abstand, Liebes. Okay? - Ivy, Sara, kommt her, wir gehen!“
    
    Schweigend gingen die beiden nebeneinander her zum Ausgang, während die beiden ...
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