Weeslower Chroniken - Teil V - 2007 - Kapitel 4 - Mila und Julia - Nackte Tage in Weeslow II
Datum: 07.08.2024,
Kategorien:
Kunst,
Autor: nudin
... währenddessen schon Pavel nach Michael befragt. Doch der war wohl bis dahin noch nicht auf dem Hof gewesen. Sie überlegten, was sie am besten tun könnten, um sich mit ihm noch zu treffen – und ihn nicht zu verpassen. Sie würden mit dem Rad direkt zum Forsthaus fahren. Wenn er mit dem Rad käme, dann würden sie ihn treffen. Wenn er mit dem Auto käme, nun, dann müsste ihn Pavel informieren, wo sie seien.
„Pavel, was bekommst Du?“ fragte Julia.
Er winkte ab. „Freunde von Michael zahlen nichts.“
Auf dem Heimweg vom Reiterhof sprang bei Julias Fahrrad die Kette ab. Beide hatten mit Fahrrädern nicht viel Erfahrung, und zunächst standen sie etwas ratlos herum. Sie waren etwa zwei Kilometer vom Hof entfernt und etwa genauso weit von der nächsten kleinen Siedlung. Milas Handy-Akku war vollständig leer. Also drehten sie das Rad auf den Kopf und versuchten sich daran. Gerade als sie aufgeben wollten und die Räder nach Hause schieben wollten, näherte sich ein Auto auf dem Feldweg.
Es war die Familie, der sie nun schon zum dritten Mal begegneten. Der Vater schaute grimmig geradeaus, als er mit langsamer Geschwindigkeit vorbei fuhr, die Mutter und ihre Kinder dagegen drehten neugierig die Köpfe.
„War doch klar, dass der nicht anhält.“ schimpfte Julia.
Doch genau das passierte plötzlich, in etwa dreißig Metern Entfernung. Einen Augenblick lang stand der Wagen, ohne dass etwas passierte, dann öffnete sich eine der hinteren Wagentüren. Der Junge schaute heraus und rief: ...
... „Können wir Euch helfen?“
„Ja.“ antwortete Mila sofort. „Die Kette ist ab.“
Der Junge stieg aus und kam auf die beiden zu. Zugleich setzte der Wagen zurück und hielt neben ihnen. Alle stiegen aus.
Überraschenderweise meinte der Vater, als er um sein Auto herumging: „Das haben wir gleich.“
„Danke! Ich bin Mila.“
„Und ich Julia.“
„Und ich Ella.“ reagierte als erstes das hübsche Mädchen. Es war einen halben Kopf kleiner als Mila und Julia. Dann stellte sich der Junge vor, die Mutter, zuletzt sogar der Vater.
Der brauchte doch länger als gedacht, weil sich die Kette arg verkantet hatte. Er holte Werkzeug aus dem Kofferraum und begann, das Hinterrad abzumontieren.
Julia und Mila standen mit Ella etwas abseits.
„Ihr seid ziemlich mutig.“ meinte das Mädchen.
„Findest Du?“ entgegnete Julia und meinte grinsend zu Mila. „Also, ich finde uns ganz normal, oder?“
„Seid Ihr nicht die zwei Mädchen aus der Zeitung?“
„Oh! Ist der Artikel schon erschienen?“
„Also seid Ihr es. Ich habe es mir die ganze Zeit schon gedacht. Aber Ihr heißt anders, oder?
„Das sind unsere Tarnnamen.“ lachte Julia. „Und woher kommt Ihr?“ Sie wies auf das Kennzeichen. „Was ist HSK?“
„Sauerland.“
„Und macht Ihr hier Urlaub?“
„Ja, sozusagen. Mein Vater hat hier geschäftlich zu tun und daher wohnen wir in dieser Woche in einer kleinen Pension in der Nähe. Heute hat er mal Zeit. Danach wollen wir nach Rügen.“
Mila musste die ganze Zeit auf das Ellas T-Shirt schauen, das an ...