1. Die Mitte des Universums Ch. 117


    Datum: 27.08.2019, Kategorien: Erstes Mal Autor: byBenGarland

    ... dass ich wohl rotgeworden war, und steckte mir noch eine Verlegenheitskippe an. Als wir die metallene Wendeltreppe schwingen hörten, drehte ich mich um und sah Nguyet und Charlie gemeinsam die Stufen hochkommen. Wie beim Schach rochierte ich nun nach links in Richtung von Nguyets Stuhl und schob Charlie meinen hin, damit er gegenüber von Mavel, die ihn auf sich rauflassen wollte und die vom Alter her näher an ihm dran war, zum Sitzen kommen würde.
    
    Ich wusste nicht, wie gut Charlies Englisch war, aber sofort, nachdem er mir zugenickt, gelächelt und nur mit sehr leichtem Akzent ‚How are you?' gefragt hatte, wusste ich, dass das kein Problem sein würde. Er begrüßte nun auch Mavel und wirkte viel weniger schüchtern und verklemmt, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Na gut, vietnamesische Mädchen der Mittelschicht, der Charlie sicher auch angehörte, so, wie er sich gab, waren aber auch schwierig rumzukriegen: Die waren nach wie vor streng darauf bedacht, bis zur Verlobung mit 25 Jungfrau zu bleiben, so dass junge Männer aus gutem Hause nur zwei, drei Möglichkeiten hatten: entweder, sie suchten sich Schönheit vom Dorf -- wie Vu meine Nichte Giang --, gingen zu Bordsteinschwalben, oder entschieden sich, eben auch bis zur Verlobung zu warten, wobei die ersten beiden Optionen sicher von Charlies Eltern nicht gebilligt würden.
    
    Charlie erkundigte sich nach meinem Namen und -- wie viele andere junge Vietnamesen auch gefragt hätten -- nach meiner Lieblingsfußballmannschaft, womit ...
    ... ich allerdings nicht dienen konnte. Ich wollte auch keine erfinden. Doch offenbar war er nicht scheu und wusste, wie man ein Gespräch anfängt. Ich fühlte mich gleich noch viel besser und stellte mir vor, wie er Mavel unter den Rock und ich zur gleichen Zeit unter Nguyets kroch. Mein Gott, sah sie scharf aus mit ihren schwarzen Strümpfen! Sie hatte wohl bemerkt, dass ich ihr auf die Beine gesehen hatte, denn sie lächelte leicht süffisant, rutschte aber auch gleich noch fünfzehn Zentimeter in meine Richtung. Ja, vielleicht war das sowieso das Beste: Charlie und Mavel und ich mit meiner Langzeitaffäre, die ich ohnehin schon viel zu lange nicht gesehen hatte. Charlie und Mavel unterhielten sich nun über Musik, wie es klang. Er war erstaunt gewesen, als sie ihn nicht verstanden hatte, als er etwas auf Vietnamesisch zu ihr gesagt hatte, denn so, wie sie aussah, konnte sie zur Not auch als Landsfrau durchgehen. Er erwähnte, dass sein Vater Pilot und die Familie somit auch einmal auf den Philippinen gewesen war, und dass sich die Familie erst vor kurzem in unserer Stadt niedergelassen hatte, weil der Vater wegen Corona umgesattelt und Charlies Mutter die Schwester von Frau Yen oder ihrem Mann war.
    
    Nguyet hatte mittlerweile das Essen ausgepackt, aber als ich Charlie, um nicht unhöflich zu erscheinen, etwas anbot, lehnte er dankend ab, da er schon gegessen hatte. Er fragte Mavel aber auch gleich, ob es ihr schmeckte, und sagte uns, wie das Gericht auf Vietnamesisch hieß. Nguyet ließ ...
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