Die kleine Diebin
Datum: 06.10.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Anonym
Fast hätte sie mich umgerannt. Wasser schwappte mir auf den Fuß. Beinahe hätte ich den Eimer fallen lassen. Das gibt’s doch gar nicht, dachte ich.
Es war schon spät an einem Montag-Nachmittag im April. Ein warmer Frühlingstag, doch es würde bald dunkel werden. Frühjahrsputz war angesagt und so kümmerte ich mich gerade um das Reinigen der Eingangstür, als die junge Frau in meine Wohnung eindrang. Sie sah aus, als ob der Teufel hinter ihr her sei. Verärgert nahm ich meinen Wassereimer, schloß die Tür und folgte ihr.
Schwer atmend und verschwitzt stand sie vor mir. Wie ein Häufchen Elend, die Träger ihrer Bluse verrutscht, so daß man das Dessous sehen konnte. Ihr kurzes, blondes Haar klebte an der Stirn.
„Darf ich fragen, was das soll?“ fragte ich sie genervt.
Es dauerte ein wenig, bis sie reden konnte, so sehr war sie außer Atem.
„Mein, mein...“ stotterte sie.
„Mein was?“
„Mein, mein Ex-Freund ist hinter mir her! Sie müssen mich beschützen!“
„Muß ich das?“ fragte ich verdutzt.
„Bitte, verstecken Sie mich!“ flehte sie mich an.
„Was will Ihr Ex denn von Ihnen?“
„Er ist, er ist eifersüchtig. Weil er denkt, daß ich einen Neuen habe!“
„Aha. Und deshalb jagt er Sie mitten durch die Stadt?“
Sie kam langsam wieder zu Atem.
„Na ja. Ich war gerade beim Einkaufen, als er auch in den Supermarkt kam. Und dann ging alles so schnell.“
„Was ging so schnell?“ fragte ich neugierig.
„Er hat mich angeschrien und wollte mich festhalten.“
„Was hat ...
... er denn gesagt?“
„’Du Schlampe! Warte nur, wenn ich Dich kriege!’ hat er gerufen und mich am Arm festgehalten. Da bin ich weggerannt. Zum Glück ist er über einen Einkaufswagen gestolpert. So bin ich ihm knapp entwischt. Jetzt sucht er mich bestimmt überall“.
„Interessante Geschichte. Warum hat er Sie nicht eingeholt? Männer sind doch viel schneller als Frauen!“
„Ich war mal Sportlerin. Ich kann gut rennen. Und er hat sich am Einkaufswagen wohl das Schienbein angestoßen. So hatte ich einen guten Vorsprung. Und in den engen Straßen bin ich zickzack gelaufen.“
Ich überlegte. Konnte das stimmen? Mir war nicht so ganz wohl bei der Sache.
„Klingt ja ganz plausibel. Hoffentlich hat er nicht gesehen, wo Sie rein sind. Wenn er wütend ist, wird er vielleicht die Tür eintreten. Ist er stark?“
„Ja, ziemlich stark. Er ist Maurerpolier. Aber keine Angst. Wenn er es gesehen hätte, dann wäre er schon hier.“
„Das stimmt wohl. Dann sollten wir jetzt die Vorhänge zuziehen und uns ruhig verhalten.“
„Kann ich eine Weile hier bleiben?“
„Von mir aus.“
Ich sah sie von oben bis unten an. Vielleicht 175 cm groß, grüne Augen, hübsches Gesicht. Vielleicht etwas zu stark geschminkt, goldene Ohrclips. Und eine wirklich eine tolle Figur. Aber total abgehetzt und verschwitzt. Wie ein Hund nach der Hasenjagd.
„Vielleicht sollten Sie erst mal ins Bad gehen und sich frisch machen.“ schlug ich vor.
„Danke, das ist sehr lieb von Ihnen.“
„Gern geschehen. Passiert ja nicht ...