1. Splitternackt (1)


    Datum: 13.11.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... nicht, Desiree“, sagt er kopfschüttelnd, „die Göttinnen hatten keine Haare am Bauch. Und im Hintern schon mal überhaupt nicht.“
    
    Woher will der denn das wissen? Hat der etwa schon mal einer Göttin an der Möse rumgefummelt? Oder gar im Hintern? Und was nun? Soll ich sie mir jetzt etwa abrasieren? Und wenn ja, womit? Ich bin gekränkt und heftig verunsichert. Das ist mir ja noch nie passiert. Bisher haben sie alle immer meinen absolut naturbelassenen Körper gelobt und bewundert.
    
    „Was stört dich denn daran“, frage ich beleidigt, „du kannst sie doch sowieso nicht sehen.“ ‚Da redet doch der Blinde von der Farbe’, denke ich. Aber er erklärt es mir geduldig: „Pass auf, Desiree, es ist so: wenn ich dich dann in Lehm abforme, dann werde ich immer auch nassen Lehm an den Fingern haben. Und der Lehm bleibt dann auch teilweise an deinen Haaren und in deinen Schamlippen kleben. Stelle dir das einmal bitte vor. Das würde dann so aussehen, wie ein kleines Baby, das sich gerade eingeschissen hat. Jede Menge Lehm im Hintern und an deinem Schamhaar. Wäre dir das nicht peinlich? Mich würde es zwar nur insofern stören, als es deine Konturen verfälscht, aber du würdest dich ziemlich würdelos dabei fühlen.“
    
    Ach so meint der das? Ja, das überzeugt auch mich. Aber da gibt es ein Problem. „Ich habe mich da aber noch nie rasiert, das war bisher nicht nötig, außer, dass ich mir die Haare kurz geschnitten habe. Wie soll ich das also jetzt machen? Was ist, wenn ich mich dabei schneide und es ...
    ... blutet? Dann kannst du mich doch auch nicht mehr mit deinem Lehm bekleistern.“
    
    „Keine Sorge. Wenn du einverstanden bist, dann kann ich das ja machen, ich habe damit Erfahrung.“
    
    „Erfahrung damit? Du bist doch blind, denke ich?“
    
    „Keine Angst, Desiree, Blinde sehen mit den Händen. Und die sind an dieser Stelle immer näher dran, als die Augen. Soll ich? Ich würde es dir empfehlen und in diesem Falle dich auch darum bitten. Wenn du einverstanden bist, dann komme doch bitte gleich einmal mit ins Bad.“
    
    Ich bin ja wohl meschugge! Ich bin wahnsinnig! „Oh mein Gott, der du beim Jüngsten Gericht den Saal räumen lässt! Schmeiß mich raus hier, aus diesem Albtraum!“ Aber ich gehe doch mit in sein Badezimmer. Ich sage es ja, ich bin meschugge. Total verblödet und verrückt!
    
    „Setzte dich bitte mal da auf den Klodeckel, Desiree, ich suche schon mal das Rasiermesser und das Gel.“
    
    „Waas? Rasiermesser auch noch? Kein elektrischer Ladyshave? Nein, das ist zuviel. Warte mal bitte, jetzt muss ich doch wirklich erst mal müssen.“ Ich klappe fast schon in Panik den Klodeckel hoch und mein kahlschlaggeweihtes Rothaargebirge wird zum Niagarafall. Es stört mich überhaupt nicht, dass er daneben steht. Der sieht ja eh nix.
    
    Nö, der sieht nix. Gar nix, der ist blind, wie ein Maulwurf. Und der kommt jetzt mit aufgeklapptem ratzescharfen Rasiermesser auf mich arme kleine nackige Desi zu und sagt ganz gelassen: „So, nun mache mal die Beine schön breit zur Seite, Desiree.“
    
    ‚Halleluja, Gnädige ...
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