Thao II - Teil 12
Datum: 24.02.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: bySena78
... obgleich diese ja der eigentliche Grund war, weshalb Karl sie verlassen hatte. Grund? Auslöser würde es wohl präziser definieren. Vielleicht, weil sie diesen unsäglichen Schmerz kannte, der damit einherging? Ella war jedoch gänzlich anders gestrickt als sie selbst, vielleicht fiel es ihr ja leichter? Thao glaubte nicht wirklich daran. Karl war eben Karl.
Als sie mit Steven noch im Taxi gesessen hatte, war seltsamer Druck auf ihrem Magen gelegen und sie hatte ziemlichen Hunger verspürt, jetzt allerdings war davon nichts mehr übriggeblieben. Latente Übelkeit, Krämpfe und Schwindel, ihr ganzes Nervenkostüm schien verrückt zu spielen. Hatte Karl noch immer so viel Macht über sie? Fing jetzt alles wieder von vorne an? Sie hatten sich schon einmal getrennt, geschuldet ihrer Eifersucht auf Simons Schwester. Auch damals war es ihr schrecklich ergangen und eine Welt war für sie zusammengebrochen. Waren der Verlust ihres Vaters und der ihrer Oma Ha schon kaum zu verkraften gewesen war, schien sich bei Karl der Schmerz nochmals zu potenzieren. Sie konnte ob dessen beinahe wahnsinnig werden und fühlte sich tatsächlich kaum noch zurechnungsfähig.
Thao lag auf Anelises Couch und brütete weiter, ihr Kopf wollte ihr keine Pause gönnen, ging immer und immer wieder ihre Erinnerungen, Ängste und Wünsche durch. Sie kam zu keinem abschließenden Ergebnis, was ihre Qual nur noch verstärkte.
„Du hast immer noch nichts gegessen und getrunken, Thao. Das macht mir echt Sorgen."
Anelise ...
... setzte sich auf den kleinen Streifen Polster, den Thao auf der Couch freigelassen hatte. Kurz blickte die Liegende zu ihr auf, immer noch Tränen in den Augen. Kein Wort kam ihr über die Lippen, neuerlich senkte sich ihr Kopf und die dunklen, glanzlosen Augen suchten wieder einen imaginären Punkt irgendwo im Nichts.
Sollte jetzt alles wieder von vorne beginnen? Anelise schloss die Augen, auch für sie war das letzte Jahr sehr schwer gewesen, allein schon deshalb, da sie ihrer Freundin stets beizustehen versucht hatte. Und jetzt? Wie konnte sie nach Indien reisen, wenn es Thao derart schlecht ging? Wer würde sich um sie kümmern? Vielleicht Anna? Die Kleine war stark und ihnen beiden eine gute Freundin.
„Ich will ihn nicht mehr, Anelise. Es tut zu weh, ich halte das nicht aus."
Thao biss sich auf ihre Unterlippe und schob ihre Hände zwischen ihre Oberschenkel.
„Ich will ihn auch nicht mehr wiedersehen."
Anelise blickte traurig auf Thao hinab. Sie suchte vergeblich nach den richtigen Worten, zog es schließlich aber vor zu schweigen. Sanft streichelte ihre zierliche Hand über Thaos Schulter.
„Weißt du, was das Gemeine ist?"
Anelise verneinte leise.
„Ich muss mich mit ihm auseinandersetzen, er lässt mir gar keine Wahl."
„Schreib ihm doch! Du hast die Adresse seiner Eltern, die können den Brief dann an ihn weiterleiten."
Thao überlegte, die Idee ihrer Freundin hatte etwas für sich. Aber ob Karl dies auch akzeptieren und keine weiteren Kontaktversuche mehr ...