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Hausfrau Versus Zicke
Datum: 15.03.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPiaPan
... finito. Der darauffolgende Sonntag verlief sehr ruhig. Kein Anruf, kein Besuch. Das war auch ganz gut so; das gestrige Erlebnis musste erst einmal verdaut werden. Mit der Bestellung hatte sie wohl recht. Aber deswegen in aller Öffentlichkeit so ein Fass aufzumachen war wohl nicht ganz angebracht -- um es mal vornehm auszudrücken. Und überhaupt... einmal abgesehen von der Blamage im Restaurant... war die ganze Sache mit Sigrid im Nachhinein bedeutungslos. Das gestrige Ereignis war im Grunde genommen nur der dramatische Abschluss dieses Verhältnisses oder wie auch immer man es bezeichnen wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Der Montag begann für ihn mit einer Überraschung. Sein Chef holte Ben in sein Büro, was er bisher noch nie getan hatte und kam gleich zur Sache. „Sie waren doch am Freitag bei den Paukern. Ich kenne die beiden seit Jahren. Immer nur am meckern. Die Frau rief mich gestern an, entschuldige sich tausend Mal wegen der Sonntäglichen Störung und so weiter." Ben wurde etwas nervös. Haben die sich etwa über ihn beschwert? War eine von den teuren LED's kaputt gegangen oder hatte er sich bei seinen Erklärungen verrechnet? Sein Chef sah das natürlich und beseitigte die Befürchtungen, indem er ihm eine Zigarette anbot. Und fuhr fort „Sie war ganz begeistert von Ihrer Beratung und versprach mir, uns in ihrem Bekanntenkreis weiter zu empfehlen. Was ist denn da im Einzelnen gelaufen?" Ben erklärte nun, dass er das Ehepaar nach bestem Wissen beraten hat ...
... und so ganz nebenbei noch eine stattliche Anzahl von LED's verkauft hatte. Sein Chef überlegte. „Hmm... die Zeiten ändern sich. Vor ein paar Jahren gab es noch Bonus vom E-Werk, wenn ich den Kunden sogenannte stromintensive Geräte wie Durchlauferhitzer und Nachtstromspeicheröfen verkauft habe. Um die neuen Leuchtmittel habe ich mich nie so gekümmert; hielt die Energiesparlampen für Tinnef." „Das war es auch. Aber mit den LED's tut sich was." Etwas geistesabwesend gab er Ben den Plan für den heutigen Montag mit den Worten: „Teilen Sie es sich so ein, wie es am besten passt." Auch heute war alles Routine. Lampen aufhängen, einen defekten Boiler wieder zum Leben erwecken und bei den Laubenpiepern eine Pumpe für die Wasserversorgung austauschen. Zum Schluss hatte er noch eine neue Kundin auf dem Zettel. Sie war am Samstag in ihre neue Wohnung eingezogen und Ben hatte den Auftrag, ihre Lampen aufzuhängen und den E-Herd anzuschließen. Ben läutete an der angegebenen Haustür und wurde von der etwa 40 jährigen Kundin eingelassen. Sie wirkte etwas gestresst und war noch dabei, die Umzugskartons auszupacken. Ihr schulterlanges braunes Haar hatte sie zurückgekämmt und zu einem Knoten zusammengebunden, was ihrem Gesicht eine strenge Note gab. Die schlabbrigen Jeans und der hochgeschlossene Pullover rundeten das Bild von dem ab, was man als eine etwas in die Jahre gekommene ‚graue Maus' bezeichnen könnte. Mit albernem Gekicher und hastigem Reden versuchte sie, ihre Nervosität ...