1. sowas Vermessenes


    Datum: 22.03.2020, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    ... ungeöffnete Einkaufstüten auf dem Bett.
    
    Und Luigi machte ein Gesicht, als hätte er mir gleich mein Todesurteil zu verkünden.
    
    Als wäre das nicht schon genug, hielt er auch noch eine Schere in der Hand…
    
    „Was ist denn da drin, Luigi? Warum guckst du so seltsam? Was willst du um Himmelswillen jetzt mit der Schere?“
    
    „Luise,…“ Luigi sah erst mich flehend an, dann zur Decke und dann wieder zu mir.
    
    Es ist wegen…, wegen der Mannschaft und wegen der Regatta…“
    
    „Ja, und? Ich gehe einfach an Land und warte, bis zu zurückkommst.“
    
    „Das geht nicht. Ich komme nicht zurück. Ich muss in Überlingen wieder herunter vom Schiff. Das ist fast am anderen Ende des Bodensees. Dort wohnt ein Verwandter von mir, bei dem ich für die nächsten vier Jahre wohnen soll. Dort kann ich dir dann vielleicht auch eine Anstellung verschaffen, bis wir beide volljährig sind und heiraten können.“
    
    „Luigi! So lange hast du schon voraus gedacht? Und ich habe geglaubt, dass du…“
    
    „Was hast du geglaubt, Luise?“
    
    „Ach nein, Luigi. Es ist gut. Alles ist gut. Ich will jetzt gar nicht mehr daran denken, sonst falle ich gleich wieder in Ohnmacht. Was ist in den Tüten? sag es schon.“
    
    Wortlos legte Luigi die Sachen aus der Tüte aufs Bett:
    
    Eine weite lange dunkelblaue Männerhose, ein blauweiß ...
    ... gestreiftes Trikot, eine Ballonmütze, eine orangefarbene Windjacke, Socken, und…
    
    …und eine breite altrosa Rheumabinde.
    
    „Für die Brüste“, sagte er.
    
    „Und die Schere?“
    
    „Für die langen Haare. Die müssen wir stutzen.“
    
    „Neiiiin!“
    
    „Aber die Mannschaft, die mein Onkel angeheuert hat, kommt doch schon heute am späten Nachmittag mit dem Zug hier an. Die Regatta beginnt dann morgen, bei Sonnenuntergang.“
    
    „Was, in der Nacht?“
    
    „Ja, weil dann mehr Wind ist und weil dann der Bodensee frei ist von Fähren, Sportbooten und Ausflugsschiffen.“
    
    „Später Luigi, später. Bitte, ich werde über alles das nachdenken, versprochen.
    
    Aber jetzt will ich nur noch Eins:
    
    Mit dir zusammen durch den Park gehen, mit meinen Haaren und mit meinen neuen schönen Sachen und mit meinen schönen neuen Schuhen. Danke, Luigi!
    
    Einem Polizisten ganz einfach so sagen, dass er gut auf mich aufpassen soll,
    
    hihi, wo ich doch gar keine Papiere habe, und gar keine richtige Bürgerin bin...,
    
    zum ersten Mal in meinem Leben einen Einkaufsbummel machen, mit dir.
    
    Ich brauche doch auch noch eine Handtasche, einen Kamm, einen Lippenstift, Haarspangen…, ein kleiner Ring oder ein Kettchen wären schon, vielleicht auch beides…, Ach Luigi! Wenn wir erst zusammen verheiratet sein werden, dann wirst du aber staunen!“ 
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