Der Seelentrinker Teil 7 von 7
Datum: 13.03.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: byNimmermehr
... sofort: Das war eine reale Situation.
Und da war jemand in Not.
Schnell rannte sie zurück zum Wagen.
Der gleiche Tag, ein anderer Ort
Ein Mittag, wie jeder andere -- dunkel und verregnet. Im Aufenthaltsraum der Station für Wachkomapatienten des St. Vincenz Stift saßen, fixiert in ihren Sitzstühlen, acht Patienten die mit ausdruckslosen Augen scheinbar ziellos in die Unendlichkeit starrten.
Im Hintergrund dudelte Vivaldis „Vier Jahreszeiten" in Endlosschleife.
Adam, der betreuende Pfleger, saß bequem auf seinem Stuhl. Er hatte einen Wecker vor sich aufgebaut, denn mit dem Lagern der Schwerstpflegefälle nahm er es immer penibel genau. Diese acht waren „Stammkunden". Sie waren schon deutlich länger als zwei Jahre hier auf seiner Station; gefangen in einem nie enden wollenden Traum.
Manche hatten Schlaganfälle, wie Georg oder Hans. Bei anderen wie Marie und Kemal waren längst ausgeheilte Infektionen die Ursache und beim Rest Unfälle.
Adam war ein einsamer Eigenbrötler. Er mochte keine Menschen um sich herum. Er liebte seine Ruhe, hasste Aufregung und jegliche Hektik. Der Job hier in der Intensivpflege war genau das Richtige und von seinen „Kunden" war noch nie jemand „aufgewacht", wohl aber friedlich eingeschlafen.
Von denen, die länger als ein Jahr im Wachkoma waren, erwachte im Schnitt nur jeder Vierzehnte. Aber für diese wenigen Patienten lohnte der Aufwand und es gab eine Menge Angehörige, die all ihre Hoffnungen in diese Einrichtung legten - ...
... zumindest anfangs.
Denn seiner Meinung nach war eine deutlich zu große Menge der Bewohner dieses Hauses, schon lange bei den eigenen Angehörigen in Vergessenheit geraten.
Er sprach mit seinen „Kunden", aber eher aus reiner Gewohnheit. Er glaubte bei den meisten nicht wirklich daran, dass da etwas bei ihnen hängen blieb, oder sie es gar bemerkten. Dennoch hielt er sie immer über aktuelles Tagesgeschehen und auch über sein trauriges privates Umfeld auf dem Laufenden.
Auch wenn er sie später bettete oder wusch, sprach er mit ihnen. Auszubildende machten sich gern über ihn lustig, doch das war Adam egal. Es war für ihn eine Frage des Respekts den zu Pflegenden gegenüber. Er nahm gerade einen tiefen Schluck aus der dampfenden Tasse mit dem schwarzen, starken Kaffee, als der Wecker anschlug.
Lisa war dran.
„Sad Lisa" -- der alte Cat Steven Song kam ihm jedes Mal wieder aufs Neue in den Sinn, wenn er sich seiner „Kleinen" zuwandte -- wobei er das Wort weder abschätzig noch sexualisierend meinte.
Patienten waren für ihn „neutral" und hatten ein Anrecht auf ein Mindestmaß von persönlicher Würde -- auch wenn niemand wissen konnte, was von deren jeweiligen Persönlichkeiten erhalten geblieben war.
Doch Lisa war sein erklärter Liebling.
Er konnte sich auch nicht erklären warum. Gut, sie war dreiundzwanzig, hatte langes goldenes und gut gepflegtes Haar. Das war eigentlich sehr unpraktisch, doch er und Mira, seine Kollegin von der Frühschicht fanden, es stünde ihr sehr ...