1. Göttliche Fügung


    Datum: 25.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... den Abschied einläuten müsste, was ich nicht möchte. Ob es ihr ähnlich ergeht, kann ich nicht sagen. Bevor es peinlich wird, ergreife ich dann aber doch das Wort.
    
    "Wie verabschiedet man sich von einer Pastorin?"
    
    "Wie von jeder anderen Frau."
    
    Einen Moment denke ich darüber nach, ob ich sie auf die Wange küssen soll oder ob ich ihr nur die Hand gebe. Es ist schon bei einem normalen ersten Date immer schwierig abzuschätzen, wie weit man gehen kann. Doch so unsicher, wie in diesem Moment, war ich noch nie.
    
    "Gute Nacht!", sage ich.
    
    Dabei ziehe ich sie in eine Umarmung und drücke ihr einen Kuss auf jede ihrer Wangen. Ich mache das, ohne nachzudenken. Ich kann einfach nicht anders. Nur die Hände zu schütteln und zu gehen, wäre mir zu distanziert. Dazu mag ich sie zu sehr.
    
    Die Berührung meiner Lippen mit ihrer Haut raubt mir beinahe den Atem. Mich überkommt ein fast übermenschlicher Wunsch danach, sie auf den Mund zu küssen. In mir tobt ein heftiger Kampf zwischen Vernunft und Verlangen. Mein Kopf rät mir davon ab, da ich nicht weiß, wie sie darauf reagiert. Ich habe sie gerade eben kennengelernt und möchte sie nicht sofort wieder verschrecken. Schließlich hat sie mir wenig vorher klar gesagt, dass sie für Abenteuer nicht zu haben ist.
    
    Als ich mich mit Widerwillen und nur der Vernunft gehorchend von ihr löse, fällt mir auf, dass sie die Augen geschlossen hat und sie erst einige Zeit später öffnet. Ihr Blick ist verklärt und in mir kommt der Verdacht auf, dass ...
    ... auch sie sich mehr gewünscht hätte. Doch als sie mich mit einem unglaublich weichen Blick mustert, ist die Magie des Augenblicks bereits verflogen. Mir ist klar, dass ich nicht mehr daran anknüpfen kann. Zumindest nicht heute Abend.
    
    "Gute Nacht", haucht sie.
    
    Ihre Stimme klingt unglaublich erotisch und verführerisch. Sie wirft mir noch einmal einen samtweichen Blick zu, zieht die Schlüssel aus der Hosentasche und verschwindet beinahe fluchtartig ins Haus.
    
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    "Hallo Greg, deine Sekretärin hat mich angerufen und mir ausgerichtet, ich möchte mit Werner zu dir kommen. Er wartet draußen. Die Sekretärin hat gemein, ich soll zunächst allein mit dir sprechen. Was ist los? Wie hast du mich gefunden?"
    
    "Hallo Jenny", grüße ich.
    
    Dabei stehe ich auf, komme hinter meinem Schreibtisch hervor und gehe auf sie zu. Ich breite meine Arme aus und, als sie keine Anzeichen macht, sich dagegen zu wehren, sondern im Gegenteil einige Schritte auf mich zukommt, umarme ich sie und drücke ihr jeweils einen Kuss auf jede Wange. Es ist inzwischen Nachmittag und ich habe mich bereits mit dem Fall befasst.
    
    "Das Internet ist ein Quell der Erkenntnis", antworte ich grinsend.
    
    "Warum hast du nicht selbst angerufen?"
    
    Ihr Stimme klingt etwas enttäuscht. Offenbar war ihr mein Vorgehen etwas zu sehr von oben herab.
    
    "Entschuldige, ich war auf der Baustelle und hatte deine Nummer nicht dabei. Du hast sie mir gestern nicht gegeben", antworte ich. "Da ich aber annehme, dass es in deinem ...
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