Der Verlag, 2.Kapitel
Datum: 09.03.2022,
Kategorien:
CMNF
Autor: Anonym
Mit klopfendem Herzen stand Monika am ersten Ferienmontag wieder im Büro von Frau Schmidt. Sofort vermisste sie deren sonst immer so gute Laune. Niemals hatte sie sie miesepetrisch oder mürrisch erlebt in den drei Wochen ihres Schulpraktikums. Doch heute? Ihr Mund bog die Mundwinkel nach unten, die Augen strahlten nicht wie üblich. Die Tür zum Büro vom Boss war verschlossen.
Wie hatte sie sich gefreut, als Herr Kahn spontan einem Ferienjob zustimmte. Doch was war hier los?
„Kindchen, nimm die Post und geh zu Luigi, der hat sicher auch einen Kaffee für dich.“
Zu Luigi? Auf einen Kaffee? Frau Schmidt, die Kaffeetante schlechthin, schickte sie zu Luigi in den Keller zum Kaffeetrinken?
Sie drückte Luigis Türklinke herunter, doch die Tür sprang nicht auf. „Luigi! … Mach bitte auf!“
„Wer ist da?“
„Ich, Luigi! Monika. Ich bringe deine Post.“
„Bella mia, sofort!“ Drinnen rumpelte es und Sekundenbruchteile später riss Luigi die Tür auf. „Komm rein, schnell!“ Er zog Monika in sein Reich, schaute hinter ihr suchend in den Gang nach rechts und links, warf die Tür wieder zu und schob den alten, gusseisernen Riegel vor.
„Gute Morgen, Bella.“ Er nahm sie bei den Schultern, zog sie zu sich heran und Bussi rechts, Bussi links begrüßte Luigi sie wie eine alte, liebe Freundin.
„Luigi! Bitte! Jetzt schon die Tür verriegelt? Du hast es aber eilig. Ich bin noch die nächsten vier Wochen hier!“ Entgeistert schaute sie erst Luigi in die Augen, dann auf den schweren ...
... Türriegel. „Ich lauf dir schon nicht weg, versprochen. Oder hast du Angst, die Frau Pieper könnte hier hereinplatzen?“
Luigis Arme lockerten den Griff und sanken herab. „Bella, entschuldige. Ich werde nicht über dich herfallen, no, no. Es ist nur…“ Er hob resigniert die Schultern.
„Was ist los hier, Luigi? Frau Schmidt war auch schon so komisch!“ Monika legte den Briefestapel auf den völlig wüsten Schreibtisch.
„Du hast ihn also noch nicht gesehen?“
„Wen denn, zum Teufel noch mal?“
„Diesen … diesen Volontääär, der macht hier alles verrückt?“ Erst jetzt fiel Monika auf, wie müde Luigi wirkte. Sein jungenhafter Schalk in den Augenwinkeln war verschwunden, sogar seinen charmanten Akzent benutzte er nicht.
„Luigi, was ist hier los?“ Energisch schob sie ihn zu seinem Sessel. „Los, raus damit!“
Ein Seufzer beendete die endlose Drei-Sekunden-Stille. „Wir haben hier seit zwei Wochen einen Volontär.“ Seine Augen rollten verächtlich beim letzten Wort in ihren Höhlen. „So einen … Er spielt sich hier auf, wie der Chef vom Ganzen. Alles ist Blödsinn, was wir hier machen. Wir sind genauso veraltet wie unsere Technik. Er fühlt sich berufen, uns allen zu erklären, wie es geht! Dem Viole hat er gleich an seinem zweiten Tag erzählt, wie er seine Maschinen zu bedienen hat….“
Ein Rütteln an der Klinke und ein harsches Klopfen unterbrach Luigis Rede. „Wenn man vom Teufel spricht …“
Durch die Eichentür drang eine schneidend nervige Stimme begleitet von weiteren Klopfen und ...