1. Concepcion


    Datum: 05.09.2023, Kategorien: Hausfrauen Autor: byEirischYB

    ... Mutter.
    
    „Co macht man", erklärt Concha und gibt Küsschen rechts, Küsschen links, was mir gar nicht behagt. „Machst du das niecht mit deiner Mutter?"
    
    „Ne."
    
    „Ihr küsst euch auf den Mund", folgert sie daraufhin.
    
    „Nee", schnaufe ich abfällig.
    
    „Was iest? Sie iest deine Mutter!"
    
    „Na und! Die küsse ich doch nicht auf den Mund."
    
    „Ihr Deutschen, ihr seid nix für Familie."
    
    „Irren schon."
    
    „Que?"
    
    „Iren. Die sind noch katholischer als die Spanier."
    
    „Que va! Por qué?"
    
    „Meine Mutter ist Irin."
    
    „Verdad?"
    
    „Sí, richtig irre."
    
    „Rorri, co redet man niecht über ceine Mutter."
    
    „Das heißt so auf Deutsch! Deutsche sind deutsch, Spanier sind spanisch, Iren sind irre."
    
    Concha lässt sich nicht veralbern. Dafür lebt sie zu lange in Deutschland. Sie boxt mich lieber noch einmal. „Wenn deine Mutter ieriesch iest, küsst sie diech niecht?"
    
    Würde sie bestimmt, wenn es ihr Fröschchen zulassen würde! Abfälliges Schnaufen meinerseits.
    
    „Es iest normalmente ganz", erklärt Concha und gibt mir Küsschen rechts, Küsschen links und schaut mich fast Nase an Nase an. Ihre Augenwinkel werfen so viele Falten, wie ihr schmallippiger Mund. Sie sieht, glaube ich, älter aus, als sie ist. Ist nur eine Vermutung. Alter schätzen ist nicht meine Stärke. Meine Mutter ist auch schon ziemlich alt, hat aber immerhin volle Lippen. Trotzdem werde ich die niemals küssen.
    
    Concha guckt.
    
    „Dich küss ich auch nicht", rutscht es mir raus.
    
    „Wenn du wiellst, kannst ...
    ... du."
    
    Bestimmt nicht! Lieber spitze ich übertrieben meine Lippen und kaspere rum: „Örst röchts odär lönks? Ön Örlond kösst mon söch örst lönks, donn röchts."
    
    Sie scherzt nicht mit, nimmt stattdessen mein Angebot an und gibt mir einen schnellen Kuss auf den Mund.
    
    Hoppla, das war ja gemein!
    
    „Und, war schlimm?"
    
    Ja, du stinkst nach Zigarette!
    
    „Na ja", sage ich nur, wische mir aber demonstrativ den Mund mit dem Unterarm ab.
    
    „Fresco."
    
    „Frisch?"
    
    „Du biest unverschämt.
    
    „Ach so! Macht nix."
    
    Concha schaut mich eine ganze Zeitlang an.
    
    „Kann ich dir helfen?" blaffe ich sie aus Spaß an, in Anspielung auf die blonde Frau, die mich so abgewiesen hat.
    
    „Te llegó la hora!" erklärt sie, packt mich an den Seiten und versucht mich zu kitzeln. Leider findet sie auf Anhieb die eine Stelle, an der ich richtig kitzelig bin. Bisher hat die nur meine Mutter gefunden und auch nur durch Zufall, weil sie es überall versucht hat.
    
    Schreiend winde ich mich und drücke den Rücken durch.
    
    Concha lacht doch tatsächlich mal richtig herzlich auf.
    
    „AUFHÖREN, AAHHH!"
    
    „Cagón pequeno!"
    
    „Hä? AAHH, aufhören!" Es ist kaum auszuhalten. Verzweifelt gehe ich zum Gegenangriff über.
    
    Concha liegt mittlerweile auf mir drauf und grinst mich überlegen an, als ich in ihre Seiten greife. Sie ist nicht kitzelig. Dann ist sie wieder dran.
    
    „Ich gebe auf, ich gebe auf", heule ich, was mir allerdings recht schwer fällt.
    
    „Co, dann bin iech Gewinner."
    
    „Mir doch egal", lüge ich, da ich viel ...
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