1. Weeslower Chroniken - Prolog - Sommer 1999


    Datum: 24.03.2024, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... aus.
    
    Sie blieb abrupt stehen. „Doch.“
    
    Er rang um Fassung. „Du und Varnholt?“
    
    „Eben. Umso schlimmer, dass Du ihn kennst.“
    
    „Ja, aber nicht wirklich. Komm, erzähl!“ drängelte er.
    
    Sie atmete durch. „Also, das kam so…“
    
    Sie erzählte ihm, während sie am Steilufer der Grube einem schmalen, von Birken gesäumten Trampfelpfad folgten, dass Varnholt nicht nur Pastor in Weeslow sei, sondern auch ein guter Freund ihrer Mutter Sabine, schon aus frühen Jahren. Varnholt, so schob sie ein, war ein paar Jahre weg, habe vor so etwa sechs Jahren `rübergemacht´, sei dann aber gleich nach der Wende 90 wieder nach Weeslow gekommen, in die alte Stelle. Sabine sei daraufhin gleich wieder in die Kirche eingetreten, und Mel habe bei ihm Konfirmandenunterricht gehabt, in einer noch ganz kleinen Gruppe aus nur drei Jugendlichen. Ludger – so hieß Varnholt mit Vornamen – sei zu Mel immer besonders nett und aufmerksam gewesen, auf eine angenehme Art, ein bisschen wie ein väterlicher Freund. Sie mochte ihn total gern, und war immer ein bisschen in ihn verliebt, gab sie zu. Aber da sei außer einer Umarmung zur Begrüßung und zum Abschied nie irgendwas gelaufen, beteuerte sie sofort. Doch vor einigen Wochen, es war zum Anfang dieses Sommers, trafen sich die beiden zufällig hier am See beim Baden. Sie waren die einzigen weit und breit – und beide nackt. Und da…
    
    „Kann ich mir vorstellen, was dann kam.“ unterbrach er sie.
    
    „Na ja, da kam erstmal nur Baden und Reden – und dann der erste Kuss. ...
    ... Und dann so dies und das, alles noch nicht so schlimm. Und dann die Verabredung am See für den nächsten Tag. Und da irgendwann… Na ja, ich spürte seine Erregung. Und er meine. Und dann nahm ich seinen Penis erst in die Hand. Und dann in den Mund. – Seitdem geht das so.“ schloß sie.
    
    „Und Deine Mutter weiß davon?“
    
    „Ja, alles, von Anfang an. Sie ist schließlich meine beste Freundin.“
    
    „Und… was sagt sie dazu?“
    
    „Sie deckt uns. Ich bin immerhin schon sechzehn. Aber sie hat mir – und ihm – klargemacht, dass wir nicht weitergehen dürfen. Sie hat große Angst, dass ich schwanger werden könnte.“ Und sie ergänzte: „Sie ist selbst mit sechzehn schwanger geworden. Meine große Schwester Susanne ist jetzt zwanzig. Schon aus dem Haus.“
    
    Sie gingen schweigend weiter. Er musste das erstmal verdauen.
    
    Dann begann er: „Hätte ich nicht gedacht. Sorry, aber… Du machst noch einen, wie soll ich sagen, so unschuldigen Eindruck.“
    
    „Bin ich ja auch.“ protestierte sie. “Aber ich bin eben auch kein Kind mehr.“
    
    Sie schwiegen wieder eine Weile. Sie stiegen durch ein Loch in einem Zaun und waren nun auf dem Gelände des alten Kieswerks, mittlerweile einer Ruine.
    
    „Da wären wir: mein Dornröschen-Schloß. – Sei vorsichtig, hier liegt eine Menge Schrott herum, am besten Du trittst immer auf den Pfad.“
    
    Er folgte ihr. Sie kletterten in das alte, längst verfallene Gebäude einer angrenzenden Ziegelei. Sie führte ihn hindurch, eine morsche Treppe hinauf in eine oberhalb liegende Werkstatt und ...
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