Weeslower Chroniken - Prolog - Sommer 1999
Datum: 24.03.2024,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
... Schlafpritsche ab und bettete ihren Kopf hoch. Die Blutung war zum Glück nicht stark gewesen und hatte schon aufgehört. Einen kurzen Augenblick verharrte er über ihr, atmete tief durch. Sie lag dort wie das schlafende Dornröschen, das sie vorhin erwähnt hatte, so zart, so zerbrechlich, so verletzt. Er konnte nicht anders, er küsste sie zart auf ihren halb offenen Mund, flüsterte „Alles wird gut!“, dann löste er sich von dem Anblick, warf von innen die Seitentür zu und kletterte nach vorn zum Fahrersitz. Um die Campingstühle und den Tisch mit Mels Frühstückssachen würde er sich später kümmern. Er startete den Bus und wendete, etwas zu hektisch, fast fuhr er sich fest. Ihm kam ein Auto entgegen. Er kurbelte schnell die Scheibe herunter, winkte dem Wagen zu, der neben seinem Bus hielt.
„Wo ist das nächste Krankenhaus?“ rief er.
„In Festenwalde. Was ist passiert?“ fragte der Mann in dem Wartburg.
„Meine Freundin ist abgestürzt. Sie ist bewusstlos.“
„Folgen Sie mir!“
Der Wagen wendete und fuhr vorweg, Michael in seinem Bus hinterher. Zum Glück war der Sandboden im Wald von der Trockenheit weich, so dass der Bus eher schlingerte als holperte.
Nach nicht ganz zehn Minuten, die Michael wie zehn Stunden erschienen, fuhren sie vor der Notaufnahme des Kreiskrankenhauses vor. Michael sprang aus dem Bus und öffnete die Seitentür, während der fremde Mann nach drinnen lief, um die Sanitäter zu alarmieren und eine Pritsche zu besorgen. Er kam sogleich mit zwei Männern und ...
... einer Trage auf einem Fahrgestell angelaufen. Die beiden hoben das nackte Mädchen vorsichtig dort hinauf und liefen mit ihr in das Gebäude, Michael besorgt nebenher.
Erst, als ein Arzt erschien und Mel mit in ein Behandlungszimmer rollte und ihn bat, draußen zu warten, setzte er sich und atmete durch.
Eine Schwester brachte ihm eine Decke. Jetzt er wurde ihm bewusst, dass er selbst völlig nackt war. Er lehnte ab und meinte, er würde sich etwas aus dem Wagen holen.
Vor dem Eingang traf er auf den helfenden Mann. Jetzt erst erkannte Michael in ihm den Bürgermeister wieder.
„Keine Sorge. Das wird schon wieder. Peter!“ Der Mann streckte ihm die Hand hin.
Michael ergriff sie. Was für ein kräftiger Händedruck, dachte er.
„Wir haben uns doch gestern schon gesehen, oder? – Dann war das… etwa … Mel?“
Michael nickte kraftlos.
„Oh Gott! Mel! – Wie ist das passiert?“
Michael erzählte es ihm in wenigen Worten. Er stand noch immer nackt mitten auf dem Gelände, aber das kümmerte ihn gerade kein bisschen.
„Ich rufe gleich Sabine an. – Und ich muss dieses verflixte Ufer endlich sperren lassen.“ sagte er mehr zu sich selbst und ging eiligen Schrittes durch den Flur fort.
Michael parkte den Bus um, zog sich T-Shirt und Shorts an und kehrte ins Krankenhaus zurück.
Nach dem ersten Schock und der guten Nachricht, dass Mel wieder bei Bewusstsein sei, eine wohl nur leichte Gehirnerschütterung und dazu einen verrenkten Knöchel erlitten habe, ging Michael mit immer ...